Ein Auge mit Schminkumrandung in bunt. Kulturvermittlung auf Augenhöhe.
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Kunst- und Kultureinrichtungen wollen neue Besucher*innen gewinnen.

 

Interview mit Awelina Lintermanns über Kulturvermittlung und Kulturmanagement

Nach der Pandemie wird aufgeholt– Schulstoff, Freizeit, Gemeinschaft, Kultur … gewohntes wird hinterfragt. Nach dem Stillstand folgt der Neuanfang. Gefordert ist mehr Teilhabe an Kunst und Kultur. Awelina Lintermanns, seit 15 Jahren Kulturvermittlerin und Kulturmanagerin in NRW haben wir zu Themen der Kulturvermittlung befragt.

I: Schön, dass wir heute die Kulturvermittlung etwas genauer unter die Lupe nehmen. Kannst du uns zuerst die Frage beantworten: „Was machen Kulturvermittler-innen?“

A: Danke für die Einladung. Sie regen an, miteinander ins Gespräch zu kommen, über Kunst und Kultur. Ihre Methoden helfen, das Interesse zu wecken und Kunstwerke zu entschlüsseln.

I: Warum ist die Kulturvermittlung heute so wichtig?

A: Für mich geht darum, Kunst und Kultur für ALLE Menschen erlebbar zu machen. Das ist nur möglich durch Vermittlungsmethoden, die die Kommunikation auf Augenhöhe anregen. Wir müssen weg von einer Hochkultur, exklusiv für Auserwählte, hin zu einer Kultur für und mit Menschen.

I: Wie sehen die Methoden aus, die eine Arbeit „auf Augenhöhe“ ermöglichen?

A: Die Arbeit „auf Augenhöhe“ ist eine grundlegend für meine Vermittlungsarbeit. Es geht darum, die Teilnehmer*innen mit ihren Bedürfnissen ernst zu nehmen und abzuholen. Theaterpädagogische Übungen helfen beim Ankommen in der neuen Materie und unterstützen beim miteinander warm werden. Außerdem ist es wichtig, einen geschützten Raum zu schaffen, indem keiner bewertet wird (.).

Gelingt das, wird die „Alltagsmaske“ abgesetzt und das kreative Potenzial kann sich entfalten (lächelt).

Zu der Methodenwahl kann ich sagen, dass sie sich nach dem Kunstwerk oder der Projektart richtet. Die Teilnehmer*innen, ihr Alter, der soziale Hintergrund, aber auch die Erfahrung mit Kunst und Kultur, in meinem Fall das Theater, spielen eine wichtige Rolle. Es kommt vor, dass die Methode auch während des Prozesses angepasst werden muss.

Da komme ich zu einem weiteren Punkt, der für den Einstieg in die Arbeit sehr wichtig ist: die Erwartungen und Wünsche der Beteiligten. Diese Frage schafft auch eine Grundlage dafür, wie wir gemeinsam arbeiten wollen.

I: Auf deiner Website habe ich gelesen, dass du Workshops, Projektwochen, Jahresprojekte, aber auch die Organisation von Großprojekten anbietest. Wie gehst du dabei vor, um den Überblick zu behalten?

A: Für den Projektüberblick ist die Vorplanung sehr wichtig. Es müssen folgende Fragen geklärt werden: Um welche Ziele geht es? Wie können diese im Team kommuniziert werden? Wer übernimmt welche Aufgaben?
Das Projekt kann gestartet werden, wenn im Team offene Fragen geklärt und Zuständigkeiten abgesprochen sind. 

Wichtig ist, regelmäßigen Austausch des Projektteams zu ermöglichen, um agil in Projektprozesse einzugreifen und zu schauen, was man noch besser machen kann.

I: Was machst du, damit sich alle in den Projekten wohlfühlen?

A: Falls das nicht der Fall ist, kommen wir ins Gespräch. Wir schauen uns in den Feedbackrunden am Ende einer Projektstunde an, was wir heute mitnehmen können, und wie es um unsere Erwartungen und Ziele steht? Dabei ist der respektvolle Umgang miteinander während dem Prozess entscheidend. An einem Strang zu ziehen, ist wichtig für die Ensemble-Arbeit. Alle müssen sich aufeinander verlassen können.

I: Wie versuchst du für das Projekt das Interesse der späteren Teilnehmer*innen zu wecken?

A: Ich gehe in die Klassen oder Institutionen und stelle das Projekt vor. Manchmal knüpft es auch an ein Angebot an oder es findet eine externe Anwerbung z. B. über ein Programmheft statt.

I: Vor der Aufführung kommt das Lampenfieber: „Wie bündelst du die Energie für die Aufführung?“

A: In den letzten Proben vor der Premiere beginnen wir den Durchlauf mit einem Ritual. 

Frau mit langen Haaren hinter einem Laptop. Interview Situation über Kulturvermittlung
Awelina Lintermanns, Kulturvermittlerin im Interview

Es beinhaltet den Titel des Stücks, oder das Thema und enthält selbsterfundene, witzige Bewegungen, die gut gemeinsam funktionieren. Vor der Aufführung wird das Ritual durchgeführt.

I: Kannst du ein Beispiel für ein Ritual vor der Aufführung nennen?

A: (lacht) Der Raketenstart, alle gehen in die Knie und warten, bis es ruhig ist: Erst dann kann begonnen werden. Es ist still und alle sind konzentriert.

Plötzlich beginnen alle gemeinsam mit einem Geräusch: „Wusch!“ Die Rakete startet, kommt höher, die Gruppe auch und dann sagen alle gleichzeitig, was vorher in der Gruppe abgesprochen wurde z. B. den Titel einer Aufführung. Das empowert sehr und macht viel Spaß. (…)
Danach gehen alle auf ihre Positionen und die Aufführung kann beginnen.

I: Wie kommst du zu einem Rückblick in deinen Projekten?

A: Nach den Aufführungen treffen wir uns für einen gemeinsamen Rückblick. Dabei schauen wir auf unsere Anfänge, unsere Erwartungen und die gesetzten Ziele: Was hat sich erfüllt, was musste im Prozess angepasst werden?

Danach gibt es noch die Evaluation im Team oder mit mir selbst als Vermittlerin. Hier schreibe ich meist einen Abschlussbericht und überlege z. B., ob sich alle mit ihren Ideen einbringen konnten? Gab es innerhalb des Prozesses Stolpersteine? Wie wurden sie gelöst? War die Lösung so gut, dass ich sie in kommende Projekte mitnehmen möchte? 

I: Noch eine kurze Frage zum Schluss: „Was ist in drei Worten das Schönste an deiner Arbeit?“

A: Menschen, Kreativität und das Zusammenspiel.

I: Das war das Interview, rund um das Thema Kulturvermittlung. Dir wünsche ich weiterhin viel Erfolg.

A: Vielen Dank!

Erfolgreich Kunst und Kultur vermitteln:

  • Vermittlungsformate für kulturelle Bildung.
  • Workshopangebote, die Inhalte ergänzen und Teilnehmende begeistern.
  • Fortbildungen für Multiplikator*innen
  • Projektplanung

Lass uns ins Gespräch kommen…

Zeigt Awelina Lintermanns, Kulturvermittlerin in Ganzkörperaufnahme. Freundlicher Blick zu den Lesenden.
Ich freue mich auf Dich!

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